30.08.2014
Wasser in der Bilge!

Nachdem wir gestern so einen schönen Segeltag hatten, finden wir, obwohl wir 47 Seemeilen lang  danach suchen, so gut wie keinen Wind. 10 Seemeilen mit Blister, danach motoren wir friedlich vor uns hin.
Kein Tag geht ohne Aufregung ab. Mittags höre ich es im Salon so verdächtig gluggern, ich hebe eine Fußbodenplatten an und sehe nur Wasser, viel Wasser, welches durch die Wellen auch noch hin- und herschwabbelt. Panik! Wo kommt das her? Wie auch immer, es muss raus aus dem Schiff. Wir stellen die Pumpen an und können das Wasser rauspumpen. Beim Geschmacksteststelle ich fest, es schmeckt nicht salzig. Es ist auch sauber und klar. Hartmut stellt fest, dass die Anzeige vom  Trinkwassertank zeigt, der Tank ist LEER, obwohl ich gerade in Kuivastu Wasser getankt hatte. Also ist es Wasser aus dem Tank und das sind 350 Liter!. Nachdem wir in Ventspils angelegt haben, machen wir uns auf die Fehlersuche. Hartmut stellt fest, es ist von einem Schlauch eine Schelle abgesprungen (Grüße an die VILM-Werft). Um die Schelle wieder zu befestigen, muss Hartmut das Klo abbauen.
Währenddessen hole ich die Lebensmittel aus der Bilge, die im Wasser herumgeschwommen sind und mache alle wieder sauber und trocken. Dann können wir uns endlich den Ort Ventspils (wir sind in Estland) anschauen. Kein besonders schöner Ort, ein Industriehafen (Öl) ohne viel Charme.
Unsere Reisebegleitung für ein paar Stunden


Montu .. eine einzige Baustelle

29.08.2014
Nicht immer endet ein Tagestörn in einem idyllischen Hafen....

Morgens um 5.30 winkt uns Jörn von der "Miss Sophie" zum Abschied nach, denn unsere Wege trennen sich. Wir verlassen den netten Hafen Kuivastu auf der Insel Muhu. Jörn aus Bremen haben wir in Dirhami kennengelernt, er hat dort mit seinem Boot neben uns gelegen. Ich glaube, man kann sagen, wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Lange Gespräche und ein schöner Spaziergang verbinden uns nun. Er segelt mit seinem Boot in einen kleinen Hafen hier ganz in der Nähe und bringt es dort ins Winterlager.
Hartmut und ich sind wieder einmal 2 Tage wegen zuviel Wind im Hafen geblieben und sind mit dem Bus nach Kuressare gefahren und haben uns die wirklich beeindruckende Burg aus dem 13. Jahrhundert mit einem spannenden Museum angeschaut.
Die Luft & Liebe hat als nächstes Ziel Ventspils vor sich, getanktZwischenstopp soll in Montu sein 71 Seemeilen Tagesetappe. Ein schöner langer Segeltag erwartet uns, wir segeln auch mit Blister und erreichen Speed von mehr als 7 Knoten. Zwei Gäste finden sind ein, zwei zarte kleine Vögel, die sich auf dem weiten Meer verflogen haben und uns 2 Stunden begleiten. Müsli mögen sie, aber den Wind bei höheren Geschwindigkeiten können sie nicht so gut ab, irgendwann sind sie verschwunden.
Dann nähern wir uns dem Hafen Montu und sehen von ferne eine große Rauchwolke, die sich beim Näherkommen als brennende Reifen herausstellt. Das riecht toll!  Der ganze Hafen ist eine Baustelle, schwierig, einen Platz zu finden. So richtig gemütlich ist es nicht, trotzdem, wir haben keine Wahl, der nächste Hafen ist 46 Seemeilen entfernt. Zu weit. Ich mach noch schnell Raviolo warm und beim Essen schauen wir uns einen Film mit Ulrich Mühe an.
Morgen gehts also weiter nach Ventspils.


Auf nach Riga! 20. - 23. August 2014
Die Wetterprognose sagt uns, der Wind ist zu stark, fahrt nicht aufs Meer hinaus. So entscheiden wir uns, mit dem LuxusBus nach Riga, Lettland, zu fahren. Es dauert 4 Stunden und 35 Minuten und ist ausgesprochen bequem. Wir haben für 3 Nächte ein Hotel in der "Old Town" gebucht. Die Stadt ist ebenso beeindruckend wir Tallinn, nur doppelt so groß. Wir buchen eine Führung in deutscher Sprache und erkunden anschließend die Stadt zu Fuß. Der Dom mit seiner weltberühmten Orgel ist natürlich unser Ziel und wir können für 15 Euro auf den besten Plätzen ein ganz herrliches Orgelkonzert genießen.  Abends bummeln wir durch die Altstadt. Aus allen Ecken kommt Musik, in vielen Kneipen gibt es gute LifeMusik, auch Jazz. Insgesamt ist die Atmosphäre hier sehr entspannt und freundlich. Natürlich braucht auch Riga den Tourismus.
 Am letzten Tag nehmen wir an einer Führung durch die ehemalige KGB-Zentrale (ein sehr großes Gebäude in der Innenstadt) teil. Verhörräume und der Keller mit den entsetzlichen Zellen stehen nur dieses Jahr zur Besichtigung offen. Eine gruselige Szene, wie in einem Klischeefilm über den KGB. Folter und Erschießungen, das hat hier über Jahrzehnte stattgefunden. Bestrafung von Konterrevolutionären und die gründliche Bespitzelung der lettischen Bevölkerung wurde von hier aus organisiert.
Im Zweiten Weltkrieg hat in Lettland die deutsche Wehrmacht regiert, 40.000 Juden wurden ermordet, es hat ein Ghetto bestanden. Wir fühlen ums irgendwie schuldig.
Zurück nach Tallinn gehts wieder mit dem Bus. Im Vereinshafen in Tallinn ist richtig was los, Baltic Regatta. Wir fahren am Samstag aber weiter nach Lohusalu, Dirhami und Kuivastu, wo wir heute mal wieder Starkwind abwarten.  
Fahrt nach RIGA
Im Luxusbus mit Internet umd viel Beinfreiheit



Altstadt Riga
KGB Zentrale
2 alte Städte, beides Hansestädte, die wir besichtigen können:
Finnland: Tallinn, von der See her eine schöne Hansestadt-Silhouette mit vielen Kirchtürmen und wenig Hochhäusern. Die Altstadt sehr gepflegt mit Häusern aus der Gotik bis Jugendstil. Wir besichtigen einen Turm der Stadtmauer mit einem Museum zur Stadtgeschichte. Viele Touristen, vor allem auch von den Kreuzfahrtschiffen, bevölkern die Stadt. Die Stadt kann diese vielen Touristen kaum aufnehmen, man hat das Gefühl, es gibt gar keine "Einheimische".  Wir liegen etwas außerhalb beim Olympischen Segelhafen (Olympiade 1980) und fahren mit dem Bus in die Stadt, sehr bequem. An einem Abend erleben wir eine Operngala in einer Klosterruine, das Orchester und die Sänger werden durch Lautsprecher verstärkt, ein merkwürdiges Konzert mit einem lokalen Stardirigenten, der gerade 70 geworden ist und vom Publikum frenetisch gefeiert wird. Das Orgelkonzert in einer ehemaligen Kirche gefällt uns besser.


TALLINN





45 Knoten!



Dunkel um 3 Uhr nachmittags

45 KNOTEN !!!

"wieder unterwegs....
...hinter uns liegt Tallinn, wir segeln auf Lohasula zu, welches wir um 16 Uhr theoretisch erreichen sollen. Es ist eigentlich mehr Wind (Böen bis 22 kn) vorausgesagt, stattdessen haben wir mal gerade 7 Knoten. Immerhin, es regnet (noch) nicht.
Wir waren in Riga: Es war für diese Woche zuviel Wind angesagt, bis zu 35 Knoten. Und das bei Wellen von 2 Metern. Och nö! Wir nutzen die stürmischen Tage anders und fahren lieber mit dem Bus von Tallinn nach Riga, also von Estland nach Lettland. 4 Stunden 35 Minuten dauert das. Wir hatten ein nettes Hotel in der "old town". Schöne alte Stadt, tatsächlich! Und wir konnten ein Konzert im Dom mit der fantastischen Orgel erleben."

So fing mein Blogeintrag von heute eigentlich an.

Danach kam es gleich dicke: Gewitter, Regen und im Auge des "Hurricans" die Luft & Liebe mit Christa & Hartmut an Bord. Für eine halbe Stunde Wind bis 45 Knoten. Es wird schnell dunkel und regnet heftig. Hagelkörner fliegen gegen die Scheiben und Persenning. Genua schnell runter, das Groß verkleinert, Motor an und gegen den Wind motort.  Ich habe noch versucht, ein Foto zu schießen. Das Gewitter zieht dann weiter.....  Die Erleichterung kann man an Bord deutlich spüren. Da setzen wir dann doch noch für ne halbe Stunde die Segel bis Lohusalu.
Bei bestem Wetter empfängt uns an der Mole der freundliche Hafenmeister, weist uns die Mooring 4 zu, hilft uns beim Anlegen und geht dann in sein Büro, holt die Deutschlandfahne und zieht sie am Fahnenmast hoch. Die Welt ist wieder in Ordnung, als ob nichts war.
Und wir gehen heute Abend Essen ins Hafenrestaurant.




St. Petersburg

Hochzeit vor dem Winterpalast
Brückenpfeiler können auch schön sein!
Auferstehungskirche
Winterpalast nachts
Winterpalast am Tag
Morgens um 3 Uhr auf dem Weg nach St Petersburg

Eine Woche in St. Petersburg
nach einer langen anreise sind wir also in st. petersburg angekommen.
hier im yachthafen liegen vor allem große motoryachten. es kommen mehrere male am tag hubschrauber an, die leute bringen oder abholen. außerdem brettern auf dem gelände größere, vor allem deutsche, nobelkisten herum mit angeblichen oligarchen drin begleitet von einem mercedesbenz-offroader mit bodyguards. direkt hier angrenzend sind mehrere diskos, deren laute musik, ein einziges gewumme, wir teilweise die ganze nacht hören müssen. die stege werden bewacht von männern, die in kleinen wachturmähnlichen gebäuden mit schlagbaum rund um die uhr anwesend sind. ich habe unseren zuständigen wachmann gleich mit einer dose deutsches bier glücklich gemacht.
die innenstadt ist bequem zu ereichen, es fährt ein trolleybus etwa 1km entfernt los von einer haltestelle. wenn man 'newskiprospekt' sagt und 50 rubel dabei hat, bekommt man von der schaffnerin oder dem schaffner nicht nur 2 kleine fahrkarten, sondern wird dann auch freundlich darauf hingewiesen, wo man aussteigen sollte. sehr freundlich alle. einige wollen auch noch wissen, woher wir kommen, wir sagen germania und das freut sie. ich fahre gerne im trolleybus, so lernt man die stadt kennen.
individualtouristen gibt es hier in der stadt kaum. und erstaunlich wenig deutsche reisende. die meisten touristen sind russen.
die ausländer kommen mit kreuzfahrtschiffen, da liegen teilweise gleichzeitig bis zu 10 schiffe im großen kreuzschiffhafen. das sind dann täglich 10 mal 3000 touris, die allein von den schiffen kommen. insgesamt verkraftet diese stadt etwa 7 millionen touristen jedes jahr. eine stramme leistung. es gibt unendlich viele ausflugsboote, viele rundfahrtbusse, cafes, restaurants, banken und souvenirshops. es ist beeindruckend sauber. und es gibt wahnsinnig viel zu besichtigen. alles, was man schon einmal irgendwann auf einem foto  von sankt petersburg gesehen hat, kann man jetzt also live anschauen.
am zweiten abend unternehmen wir eine einstündige bootsfahrt im sonnenuntergang, es ist fantastisch beleuchtet allles, die unendlich vielen paläste an der newa und in den anderen kanälen. es ist wie in diesem traum, den einmal ein zar geträumt hat. peter der große, der diese stadt am meer bauen wollte. eine unglaubliche machtdemonstration. und alles wieder perfekt hergerichtet für das gründungsjubiläum 300 jahre in 2004. eine stadt, in wenigen jahrzehnten aufgebaut.
kathedralen, die keine 200 jahre alt sind, voller gold und aufwändiger mosaiken, geweiht einem gottglauben, der mich erschreckt. christlich-orthodox.
nichts erinnert an die zeit des kommunismus und den angeblichen sozialismus, alle zeichen davon sind vollständig ausgelöscht. jedenfalls nicht erkennbar für uns ausländer. als ob es hier nur die kontinuität der pracht und des prunkes der herrschaft des adels gegeben hat.
und alles ist wiederum dem verfall gewidmet, denn hinter den fassaden verfallen die paläste. die gebäude, die von den touristen besichtigt werden, werden weiter sehr gepflegt.
wohnraum ist sehr teuer. wenig arbeitslose, es soll durch die vielen touristen keine arbeitslosigkeit geben.
einige menschen sind sehr reich. andere sehr arm, wie in alten zeiten. oligarchen und arme alte frauen, ganz dicht nebeneinander. kapitalismus pur. 
trotz der vielen widersprüche, der lange weg mit dem segelboot hat sich gelohnt. 
eine spannende und auf irgendeine art fremde stadt, die ich mir wieder anschauen würde
Impressionen vom Segeln in den TurkuSchären Ende Juli 2014